Erbliche Augenkrankheiten

Zu den erblichen Augenerkrankungen, die in der Zucht von Parson Russell Terriern eine Rolle spielen können, gehören die Progressive Retina Atrophie, die Linsen-Luxation und der erbliche Katarakt. Entropium und Ektropium kommen beim Parson Russell Terrier nur äußerst selten vor. PRT, welche zur Zucht verwendet werden, müssen im KfT vor der Zuchtzulassungsprüfung und dann jährlich von einem Tierarzt des DOK auf erbliche Augenerkrankungen untersucht werden. Die Zucht mit PRT, bei denen eine erbliche Augenerkrankungen festgestellt wurden, ist im KfT verboten.

Progressive Retina Atrophie (PRA)

Unter dem Begriff PRA fasst man eine Vielzahl von unterschiedlichen Netzhautdegenerationen zusammen, welche allesamt zur Erblindung führen. Man unterscheidet eine Frühform, bei der die Hunde bereits mit 12 Monaten blind werden und eine Spätform, bei der erste Sehstörungen erst im Alter von 3 – 6 Jahren auftreten.
Diese letzte Form, die “Generalisierte progressive Retina Atrophie” (gPRA), ist am häufigsten und wird autosomal rezessiv vererbt. Das bedeutet, dass ein erkrankter Hund eine defekte Gen-Kopie vom Vater und eine defekte Gen-Kopie von der Mutter erhalten haben muss, also beide Elternteile eines erkrankten Tieres eine defekte Gen-Kopie tragen oder selbst an gPRA erkrankt sind. Da erkrankte Hunde zwei defekte Gen-Kopien besitzen sind alle Nachkommen eines an gPRA erkankten Hundes wiederum Träger einer defekten Gen-Kopie. Zu Beginn der Erkrankung fällt dem Besitzer auf, dass die Pupillen des Hundes größer sind, und in der Nacht auffallend leuchten. Meistens zeigt der Hund zu diesem Zeitpunkt bereits eine mehr oder weniger deutliche Nachtblindheit. Oft weigern sich Hunde in der Dämmerung oder nachts nach draußen zu gehen, oder sie stoßen sich an Gegenständen, die sie tagsüber noch sehen können. Diese Nachblindheit verschlimmert sich zusehends. Später ist auch das Sehen am Tage beeinträchtigt, bis die Hunde im Alter von ca. 9 Jahren vollständig erblinden. Diese fortschreitende Netzhautdegeneration ist nicht schmerzhaft und gibt dem Hund ausreichend Zeit, sich an sein Handicap zu gewöhnen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass betroffene Hunde ihre Blindheit so erfolgreich kompensieren, dass sie erst auffällt, wenn der Hund in eine ihm unbekannte Umgebung gebracht wird. Eine Behandlung ist nicht möglich. Der Verlauf der Krankheit lässt sich nicht beeinflussen. Daher kommt der züchterischen Vorsorge große Bedeutung zu. Allerdings ist das Erkennen dieser Krankheit nicht ganz einfach und bleibt gut ausgebildeten Spezialisten (z.B. vom DOK) vorbehalten. Es ist derzeit noch nicht möglich beim Parson Russell Terrier über eine DNA-Analyse den genetisch freien Hund von dem Anlageträger (= gesund, aber Vererber) und dem Merkmalträger (krank) zu unterscheiden. Denn bei den meisten von PRA betroffenen Hunderassen ist das PRA-verursachende Gen noch nicht bekannt. Ein durch die Kynologische Forschungsgesellschaft (GKF) unterstütztes Projekt untersucht Kanditatengene, in denen Mutationen für die PRA verantwortlich sein könnten.

Linsenluxation

Die Linse wird durch einen Aufhängeapparat mit vielen Fasern in ihrer Lage gehalten. Wenn diese Fasern reißen, wird die Linse locker und fällt entweder in die vordere Augenkammer, in den Glaskörperraum oder sie wird in der Pupille eingeklemmt. Man unterscheidet eine primäre und eine sekundäre Linsenluxation.
Bei der “primären Linsenluxation” (PLL) ist der Aufhängeapparat der Linse genetisch bedingt zu schwach ausgebildet. Diese Erkrankung wird ebenfalls “autosomal rezessiv” vererbt und kommt hauptsächlich bei Terriern (Tibet Terriern, Fox Terriern, Jagdterriern, Parson Russell Terriern, Jack Russell Terriern etc.) vor und betrifft in der Regel beide Augen (nicht immer gleichzeitig).

Bei der PLL kann sich die Linse im Alter von ungefähr 4 Jahren aus ihrer Verankerung lösen und bewegt sich dann frei im Augeninneren. Meistens liegt die Linse dann unmittelbar hinter der Hornhaut Damit ist ein normales Sehen nicht mehr möglich. Ausserdem kommt es zum Druckanstieg im Auge, zum grünen Star. Das Sehvermögen kann nur erhalten werden, wenn die Linse so bald als möglich operativ entfernt wird. Dabei darf nicht zu viel Zeit vergehen. Oft sind schon nach wenigen Tagen die Chancen für eine erfolgreiche Operation drastisch reduziert. Also darf eine Augenveränderung niemals auf die leichte Schulter genommen werden. Die Besitzer müssen immer die Möglichkeit einer Linsenluxation in Betracht ziehen und rasch einen Spezialisten aufsuchen. Dies gilt vor allem für Hund bis zum 6. Lebensjahr.

Es ist ein Gentest verfügbar, um PLL beim Parson Russell Terrier zu erkennen.

Erblicher Katarakt

Katarakt, auch als grauer Star bekannt, ist ein allgemein formulierter Sammelbegriff jeder Art von Linsentrübung. Die meisten Formen des grauen Stars entwickeln sich beim Hund erst später im Leben. So wird der Katarakt oftmals bei alten und diabetischen Hunden beobachtet.
Katarakte, als Symptom vielschichtiger Prozesse in der Linse bzw. der Augenkammer, können unterschiedlich ausgelöst sein und ihre Entstehung bzw. Entwicklung kann auch durch genetische Defekte im regulatorischen Bereich des Stoffwechsels begründet sein. Da es neben Umwelteinflüssen, z.B. Infektionen oder Vergiftungen, auch durchaus mehrere genetische Gründe dafür geben kann, dass ein Katarakt angeboren existiert und bleibt (kongenital *) bzw. sich entwickelt (nicht kongenital *), ist es wichtig, die verschiedenen Bilder der Katarakte zu differenzieren. Erfahrene Ophtalmologen (z.B. vom DOK) können weitgehend sicher die Erscheinungsformen differenzieren und so mit hoher Wahrscheinlichkeit die typisch erblichen Katarakte von den erworbenen differenzieren.

Der erbliche Star, auch Hereditärer Katarakt (HC) genannt, betrifft hauptsächlich den Linsenkern und bewirkt eine mehr oder wenige ausgeprägte Sehstörung. Bei starker Sehbehinderung kann die Linse operativ entfernt werden.
Nach bisherigem Wissensstand liegt bei HC ein autosomal rezessiver Erbgang zugrunde. Das bedeutet, auch zwei Elterntiere, die selbst nicht am Grauen Star erkrankt sind, können Trägertiere sein und somit kranke Nachkommen zeugen.
* Kongenital und nicht kongenital in Zusammenhang mit Katarakt:
Im „Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke” steht als erste Wortbedeutung für kongenital „angeboren”. Genau diese ist die alleinige Begriffsdefinition, die vom DOK anläßlich einer Veranstaltung des VDH zum Thema „erbliche Augenkrankheiten” im vergangenen Jahr bei den Erläuterungen zum Befundbogen gegeben wurde. Gerade bei Katarakt, sei sie erblich oder nicht erblich, wird unterschieden zwischen:
kongenital = bei der Geburt vorhanden (manifest) und
nicht-kongenital = bei der Geburt nicht vorhanden (nicht manifest).
Da es allerdings verschiedene erbliche Katarakte bei Hunden allgemein gibt, kongenital oder nicht-kongenital, ist der Befundbogen des DOK für die Augenuntersuchung derart gestaltet, dass bei hereditärer Katarakt (HC) unterschieden werden kann in kongenital (bei der Geburt vorhanden) und nicht-kongenital (bei der Geburt noch nicht vorhanden).
In Zusammenhang mit hereditärer Katarakt (HC) bedeutet der Begriff “nicht-kongenital” also, dass sich diese Erkrankung bei der Geburt noch nicht manifestiert hat, sie kann bei einer ophtalmologischen Untersuchung nicht diagnostiziert werden. Der Zeitpunkt der Manifestation variiert.
Der juvenile hereditäre Katarakt ist wohl die auf Rassen bezogen am häufigsten vorkommende Form; nicht-kongenital, aber doch erblich. Wenn man nun bei „juvenil” an ausschließlich jugendlich denkt, so ist das bezogen auf Katarakt bei Hunden nicht zutreffend. Diese Form des Katarakt kann von ca. 6 Monaten an bis zu ca. 6 Jahren auftreten – es wird in der Literatur von Ausnahmen berichtet, diese Hunde waren sogar älter als 6 Jahre, als sich der juvenile hereditäre Katarakt manifestierte. Für diese Form des hereditären Katarakt gibt es typische Merkmale, die die Zuordnung hereditär oder nicht-hereditär ermöglichen.
Der Stand der Wissenschaft heute ist: Es gibt noch keinen DNA-Marker für HC beim Parson Russell Terrier. D.h. es ist derzeit noch nicht möglich über eine DNA-Analyse den genetisch freien Hund von dem Anlageträger (= gesund, aber Vererber) und dem Merkmalträger (krank) zu unterscheiden.
Ektropium bezeichnet man ein herunterhängendes Augenlid; bei einigen Rassen (z.B. Cockerspaniel, Bernhardiner, Basset) besteht hierzu eine besondere Neigung.
Durch das nach außen gekehrte Unterlid wird die Bindehaut exponiert und die Hunde neigen zu chronischen Bindehautentzündungen. Der Abfluss der Tränenflüssigkeit ist nicht gewährleistet und die Lider können ihre Schutzfunktion nicht wahrnehmen. Betroffene Hunde sind daher auch anfällig für Hornhautverletzungen.
In ausgeprägten Fällen muss ein Ektropium operiert werden. Hier ist ein chirugischer Eingriff die einzige auf Dauer wirksame Hilfe.
Mit freundlicher Genehmigung von Sabine Detzen PRTCD e.V

 

 

 

Taubheit

Audiometrische Untersuchung

Bei der audiometrischen Untersuchung werden über einen Kopfhörer Klickreize ans Ohr abgegeben.

Die als Antwort darauf folgenden elektrischen Aktivitäten im Innenohr und Gehirn werden mittels Nadel-Elektroden gemessen und als Kurvendiagramm auf einem Bildschirm wiedergegeben.

Aufgrund dieser Kurven kann festgestellt werden, ob ein Hund ein- oder beidseitig taub oder ob er normal hörend ist.

 

 

 

 

 

Der Hund wird leicht sediert, damit er während der Untersuchung keine Bewegungen macht, welche Störungen hervorrufen können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
Nach kurzer Zeit sind die Hunde ruhig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Danach werden die Elektroden in die Kopfhaut eingeführt.

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 
Und zwar an der Kopfoberseite, ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 ... je eine vor jedes Ohr ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 ... und eine im Nacken.

 

 

 

 

 

 

 

  

  

 

 

 

 

Über den Kopfhörer werden Klickreize abgegeben.

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 


Jedes Ohr wird separat getestet. Hier das rechte Ohr (obere Kurve) mit den vier typischen Spitzen

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

Hier das linke Ohr (untere Kurve).Der untersuchte Hund ist beidseitig normal hörend.

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

Die Untersuchung dauert ca. 10 - 15 Min.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

Danach wird das Gegenmittel gespritzt, damit der Hund rascher wieder aufwacht.

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 
Nach kurzer Zeit sind die Hunde wieder wach.

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 


 
Fellini (Falco vom Lothar Sturm) und ...
 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

... Duma (Duma Cobaka of joyful escort) haben die audiometrische Untersuchung gut hinter sich gebracht und sind beide beidseitig normal hörend.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und hier zum Vergleich die Kurvendiagramme eines hörenden und eines tauben Hundes:

 

 

Beidseits Potentiale ableitbar: Die Kurven eines beidseitig normal hörenden Hundes
 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

Beidseits keine Potentiale auslösbar: Die Kurven eines beidseitig tauben Hundes

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Text/Fotos: A. & O. Zwahlen, Brightbud