Begleithund
Begleithundeprüfung
Oder: Die Reifeprüfung für ein Hund-Mensch-Team – Warum das?? Wie bei einem Menschen, der mit bestandenem Abitur seine Zugangsberechtigung für weitere Ausbildungen erhält, ist es im Hundesport ganz ähnlich. Bei fast allen Hundesportarten, wie Agility, Obedience, THS, VPG oder Fährtenarbeit, ist die BH die erste aller Prüfungen – denn ohne diese sind offiziell anerkannte Prüfungen im Hundesport nicht möglich.
Der Hund ist oft noch relativ jung, d.h. mit 15 Monaten darf der Hund erstmalig antreten, wiederholt werden darf die Prüfung so oft es nötig oder gewünscht ist. Die meisten Absolventen, die ich allerdings kenne, sind eher froh, diesen Programmpunkt hinter sich zu haben.
Was ist dann also diese Begleithundeprüfung? Wie es der Name eigentlich schon sagt: Der Hund begleitet seinen Menschen und das Team wird dabei geprüft – klingt einfach und ist es hin und wieder auch. Meistens ist es aber wie immer im Leben. Das Mensch-Hund-Team muss unter den kritischen Augen eines Prüfers ein festgelegtes Programm absolvieren, das, ähnlich wie bei dem Satz: Zu Hause klappt es aber doch!, oft anders läuft als im Training. Mensch ist nervös, Hund fragt sich, was mit Mensch los ist, wird ebenfalls unsicher, Mensch wird noch nervöser usw.. Das Ende kann man sich vielleicht ausmalen.
Bestandteil der Prüfung sind drei Teilprüfungen, die am Ende vor allem die Alltagstauglichkeit, Wesensfestigkeit und den Gehorsam eines Hundes bewerten sollen, was in unserer heutigen Zeit, in der Hunde oft genug kritisch beäugt werden, sicher eher ein Plus ist.
Sachkunde
Die theoretische Überprüfung des Fachwissens des Hundeführers, dies erfolgt meistens per Ankreuztest oder – selber schon erlebt – im Rahmen eines Gesprächs. Hierfür kann man sich recht gut vorbereiten, es gibt einen Fragenkatalog, an dem man sich orientieren kann. Fragekatalog
Die Unterordnung
Hier wird es dann spätestens kniffelig. Nach einem festgelegten Laufschema absolvieren zwei Teams gemeinsam diesen Teil. Dauer ca. 20 Minuten, d.h. ein Hund läuft ca. 10 Minuten das Prüfungsschema ab, während der zweite in dieser Zeit den Prüfungsteil „Abliegen unter Ablenkung“ absolviert – allein dieser Teil verlangt schon einiges an Übung, denn der Hund liegt unangeleint in einer Entfernung von 30 Schritten zum abgewandt stehenden Hundeführer und darf und sollte sich nicht bewegen. Steht der Hund auf, geht weg, macht einfach, was ihm gerade so einfällt, wird diese Übung i.d.R. mit 0 Punkten bewertet, was sich am Ende sehr schwerwiegend auswirken kann. Hat das erste Team sein "Laufschema" beendet, wird der zweite Hund abgeholt und dieses Team darf "abliegen" und das andere Team läuft.
Dieses Laufschema ist genau festgelegt, Abweichungen oder Fehler werden auch so bewertet und führen ggf. zu Abzügen, leider gibt es nur eine A-Note, für den künstlerischen Wert werden bislang keine Noten vergeben.
In diesem Schema gibt es einen Teil (ca. ein Drittel der Prüfung), der mit Leine gelaufen wird. Der verbleibende Teil wird ohne Leine absolviert. Hierbei ist alles genauestens in der Prüfungsordnung festgelegt, Wendungen, Kehrtwendungen, Schrittfolgen, Kommandos, wann ich die Leine wohin stecke. Und, wer jetzt denkt, naja, ich nehm' halt den Ball oder ein paar Leckerchen mit und schon hab ich die Lösung aller ausbildungstechnischen Längen und Mühen! Selbstverständlich ist auch so etwas in der sog. PO (Prüfungsordnung) festgelegt. Hilfsmittel sind nicht erlaubt und dürfen auch nicht mitgenommen werden, Loben ist nur beim Wechsel von einer Übung zur anderen erlaubt, also ungefähr drei Mal. Und auch das nur in „vorgegebener“ Form, lange Ansprachen zur Stimmungslage sind nicht erlaubt.
Bei diesem Teil wird sehr auf die korrekte Durchführung der vorgegebenen Übungen Wert gelegt. So hat der Hund möglichst eng und freudig bei seinem Hundeführer Fuß (also auf der linken Seite) zu laufen. Er sollte sich nicht dauerhaft vom Hundeführer entfernen, sollte konzentriert und schnell alle Übungen auszuführen, so z.B. das „Sitz oder Platz aus der Bewegung“ bei dem der Hundeführer nur ein einmaliges Kommando gibt und der Hund sich schnell setzen oder legen sollte, während der Hundeführer einfach 30 Schritte weitergeht.
Alles zusammen ein ziemliches Paket. Nicht immer klappt diese Prüfung gleich im ersten Versuch.
So dass aber, wenn man diesen Teil erfolgreich absolviert hat, der größte Teil geschafft ist. Die Steinlawine rollt hier dann zu Recht vom Herzen. Wenn am Ende des Unterordnungsteils der Leistungsrichter die Bewertung bekannt gibt, wird man entweder in den dritten Teil entlassen oder der Richter nutzt gerne einen Standardsatz: Für dieses Team hat es heute leider nicht gereicht.
Straßenteil
Dem Straßenteil wird seit einigen Jahren immer größere Bedeutung beigemessen, weil es einfach wichtig ist, dass sich Hunde in der Allgemeinheit / Öffentlichkeit sicher bewegen ohne unangenehm aufzufallen. Deshalb gehören zum Straßenteil IMMER Menschengruppen, Autos, Fahrräder, Lärm und Belastungssituationen. Wie der Richter diesen Teil aufbaut, bleibt ihm überlassen, er muss bestimmte Situationen abfragen, kann für diesen auch in ein Einkaufszentrum fahren oder ihn an einer viel befahrenen Straße stattfinden lassen.
Die geprüften Hunde sollten sich möglichst souverän und ruhig verhalten und keine Aggressionen zeigen. Die Wesensüberprüfung findet übrigens während der gesamten Prüfung statt, zu Beginn der Prüfung steht die sog. Identitätskontrolle, ab der der Richter alle teilnehmenden Hunde auf ihre Sicherheit im Umgang – auch in leicht belastenden Situationen – testet.
Am Ende des Prüfungstages gibt es meistens viele glückliche Gesichter und einige, die wissen, dass sie noch etwas trainieren müssen. Aber, auch das gehört dazu und am Ende weiß man (fast) immer, dass es sich gelohnt hat. ...und einer weiteren hundesportlichen Laufbahn steht nun nichts mehr im Wege.
Weitere Informationen zur BH/VT: Link zu Wikipedia
© Christiane Jantz 2011